Corona wandelt die Arbeitswelt in mehrfacher Hinsicht, betont die Schülerstudie von Ausbildung.de „Startklar 2021“ (Download https://recruiting.ausbildung.de/studien) und hebt Remote Recruiting, Homeoffice und digitale Nähe hervor. Unternehmen geraten zunehmend unter Druck auch auf Grund von existenziellen Ängsten, Zukunftsunsicherheit, Lieferengpässen und durch bereits bestehenden oder künftigen Fachkräftemangel. Umso wichtiger wird die erfolgreiche Suche von geeigneten Auszubildenden, auch in den schwierigen Zeiten der Pandemie.
Die Zahlen zur aktuellen Situation am Ausbildungsmarkt, die von der Bundesagentur für Arbeit in ihrem Bericht „Arbeitsmarkt kompakt / Oktober 2021“ veröffentlicht wurden (nachzulesen unter https://bit.ly/3pgg0zp) zeigen eine riesengroße Diskrepanz auf: Über 24.000 unvermittelten Bewerbern stehen 63.200 unbesetzte Ausbildungsstellen gegenüber. Also bleiben gut 40% der bundesweit angebotenen Ausbildungsplätze nicht besetzt – was für eine riesige nicht genutzte Reserve.
Welche Ursachen werden gesehen?
Der “Run” auf Trendberufe, territoriale Ungleichgewichte beim Angebot von Ausbildungsplätzen sowie ungenügende schulische Leistungen der Bewerber*innen, nicht zuletzt verschärft durch die Corona Pandemie, spielen sicher dabei eine große Rolle.
In der genannten Schülerstudie werden weitere Ursachen für das Nichtbesetzen von freien Ausbil-dungsstellen benannt: der steigende Konkurrenzdruck, dem die Unternehmen bei der Gewinnung des Fachkräftenachwuchses ausgesetzt sind, das Sich behaupten müssen sowohl gegenüber anderen Unternehmen als auch gegenüber Universitäten und Hochschulen. Denn nach wie vor gilt ein Stu-dium als Karrieregarant – aus der Sicht des Elternhauses und vieler Lehrer und natürlich auch der Mehrzahl der Schüler*innen, wie in den konkreten Befragungen im Rahmen der Studie deutlich wurde. Schüler*innen sahen vor allem folgende Vorteile eines Studiums gegenüber einer Ausbildung: den Traumberuf zu erreichen, einen generellen und finanziellen Mehrwert zu erlangen und später bessere Arbeitsbedingungen zu haben. Mit einem Studium lassen sich allerdings auch berufliche Entscheidungen noch aufschieben, wenn man z.B. erstmal BWL studiert und später schaut, was man damit konkret beruflich machen möchte.
Dennoch konnten sich in den Befragungen viele Schüler*innen durchaus auch vorstellen, eine Aus-bildung zu absolvieren. Allerdings ist die Zahl der Ausbildungsplatzsuchenden, die große Sorgen und Ängste mit einer Ausbildung verbinden im Zeitraum zwischen 2020 und 2021 von 59% auf 70% an-gestiegen. Es geht um die Angst, dass es auf Grund der Krise weniger Ausbildungsplätze geben wird, dass sie auf Grund von schlechteren Noten nicht genommen werden könnten oder auch Angst, sich für den falschen Beruf zu entscheiden. Immerhin waren die Möglichkeiten der Berufs- und Studien-orientierung auf Messen und in persönlichen Beratungsgesprächen durch die Pandemie stark einge-schränkt.
Was also kann getan werden, um die Schüler*innen beim Übergang von der Schule in eine Ausbildung oder ein Studium zu unterstützen, ihre Entscheidungssicherheit zu erhöhen und ihnen gleichzeitig die Angst vor ihrer beruflichen Zukunft zu nehmen?
Nach unseren Erfahrungen in der Arbeit mit Schüler*innen an Schulen und bei Bildungsträgern ist es wichtig, im Vorfeld der Formulierung von beruflichen Vorstellungen die eigenen schulischen Leistungen realistisch zu bewerten, sich umfassender mit den Anforderungen und Inhalten der angestrebten Ausbildung oder der Studienrichtung zu befassen und dann ein Matching vorzunehmen: Passen meine Fähigkeiten und Interessen zu den Anforderungen und später auszuübenden Tätigkeiten?
Als bedeutend sehen wir weiterhin an, dass die zukünftigen Bewerber*innen ihre Entscheidungen auch auf der Basis umfassender Kenntnisse ihrer eigenen Potenziale im Bereich der sozialen Kompetenzen haben. Unser Schwerpunkt liegt hier auf dem arbeitsmarktrelevanten Sozialverhalten. Sind es doch gerade Kompetenzen in diesem Bereich, die eine große Rolle für das erfolgreiche Absolvieren eines Studiums oder einer Ausbildung und später in einer erfolgreichen Beschäftigung spielen.
Zur Messung dieser Potenziale setzen wir im Bereich Übergang Schule-Studium-Beruf seit vielen Jahren das DNLA-Verfahren Azubi/Jobstarter ein. (Weitere Infos zum Verfahren finden Sie hier: https://kompetenzguru.de/factsheets-zum-verfahren/) Über einen auf die Lebenssituation von Schulabgänger*innen und Berufsanfänger*innen abgestimmten Online-Fragenkatalog wird die Potenzialausprägung der Teilnehmenden in 16 arbeitsmarktrelevanten Faktoren ermittelt und zwar im Vergleich mit den besten Berufsanfänger*innen in einer von 22 möglichen Branchen oder mit erfolgreich Studierenden.
Zukünftige Bewerber*innen verfügen außerhalb eines Praktikums kaum über Arbeitserfahrungen. Sie erhalten mit dem wissenschaftlich begründeten DNLA-Verfahren Aussagen über die aktuelle Aus-prägung ihrer Potenziale in den für beruflichen Erfolg so wichtigen sozialen Kompetenzen wie Eigenverantwortlichkeit, Flexibilität, Leistungsdrang und Kritikstabilität. Ihre aufgezeigten Stärken machen Mut, motivieren, stärken das Selbstbewusstsein und die Widerstandskraft, besonders in diesen schwierigen Zeiten der Pandemie. Diese persönlichen Stärken werden in einem Zertifikat dokumentiert, das ihnen in Bewerbungen um einen Ausbildungs-/Studienplatz Vorteile verschaffen kann, denn Unternehmen und Hochschulen beachten mehr und mehr die vorhandenen sozialen Kompetenzen bei Bewerber*innen. Auf der anderen Seite können aktuell noch vorhandene Schwächen bewusst gemacht und gezielt verbessert werden, noch vor dem Verlassen der Schule.
Die Kenntnis der eigenen Potenziale und der eigenen Leistungen in Verbindung mit den persönlichen Interessen und Neigungen schaffen mehr Sicherheit bei der Wahl einer beruflichen Perspektive.
Als Beispiel sei eine gute Schülerin genannt, die für eine Ausbildung im Bereich Banken über ein Gesamtpositivpotenzial mit dem Prädikat – Gut – verfügt. Von den 16 Faktoren sind 15 gut bis sehr gut ausgeprägt. Das Einfühlungsvermögen, das für die Arbeit mit Kunden in dem Bereich unabdingbar ist, weist sogar bei der Potenzialausprägung den Höchstwert aus. Nur die Anpassungsfähigkeit müsste für eine erfolgreiche Ausbildung / ein duales Studium weiter entwickelt werden. Ein tolles Ergebnis, das eine Bestärkung für den anvisierten beruflichen Weg sein könnte.
Wer seine Stärken und Schwächen kennt, kann:
- letztere schon während der Schulzeit konkret angehen und verbessern
- seine Stärken in der Bewerbung gezielt einsetzen und sicherer und überzeugender im Vorstellungsgespräch auftreten
- auf dieser Basis eine bessere berufliche Entscheidung treffen
- optimistischer in seine berufliche Zukunft blicken
- mögliche aktuelle Unzulänglichkeiten im schulischen Leistungsbereich überwinden
Vielleicht kann dann auch das große vorhandene Reservoir an noch unbesetzten Ausbildungsstellen mit beachtet und genutzt werden, um die eigenen beruflichen Träume zu verwirklichen. Also mehr „Selbstfindung“ als „Selbstzweifel“. So gäbe es dann gleich mehrere Gewinner: Bewerber*innen um Ausbildungsstellen, die ihren Traumberuf in einem spannenden Unternehmen gefunden haben und Unternehmer, die ihren Fachkräftenachwuchs entwickeln und aufbauen können.
Wenn auch Sie Ihre Selbstzweifel überwinden und mit mehr Selbstsicherheit in die berufliche Zukunft starten oder Sie unvermittelte Ausbildungsplatzsuchende unterstützen wollen, stehen Ihnen die Kompetenzgurus gern zur Verfügung. Unsere Kontaktdaten finden Sie auf unserer Homepage.
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